Gewaltprävention an der Erich Kästner- Schule

Konflikt- und Kommunikationstraining

In Zusammenarbeit von Schulsozialarbeit und Klassenleitung findet im 6.Jahrgang einmal wöchentlich in einer Unterrichtsstunde ein Konflikt- und Kommunikationstraining statt.

Für viele Schüler ist Gewalt ein Mittel auf Konflikte zu reagieren. Oft haben sie keine anderen Möglichkeiten zu Lösung ihrer Probleme gelernt. Sie verfügen nur über unzulängliche Verhaltensalternativen. So entwickeln sich oft aus harmlosen Meinungsverschiedenheiten oder Missverständnissen eskalierende ausweglose Konflikte. Häufige aggressive verbale und körperliche Auseinandersetzungen an Schulen können demnach in der Regel als das Ergebnis von Konflikten gesehen werden und nicht als Ursache. Nicht die so genannte zunehmende Gewaltbereitschaft der Schülerinnen und Schüler ist das Problem, sondern unzulängliches Konfliktlösungsverhalten. Kompetentes Bewältigen von Konflikten setzt Kommunikations- und Kooperationsbereitschaft voraus, die sich erlernen und trainieren lässt. Es geht nicht nur darum eigene Gefühle , Interessen und Bedürfnisse richtig wahrnehmen zu können und zu vertreten, sondern zugleich um die Fähigkeit, Sachverhalte auch aus der Sicht des Anderen zu beurteilen und die Berechtigung auch gegensätzlicher, konkurrierender Sichtweisen und Interessen anzuerkennen.

Ein kooperatives Konfliktlösetraining kann durch die Förderung von Selbstregulation und Perspektivwechsel die sozial-kognitive und moralische Entwicklung Jugendlicher stimulieren. Perspektivwechsel ermöglicht Verständnis für das Verhalten anderer und zugleich eine Vorhersage der Reaktion auf das eigene Verhalten. Ein Konflikt- und Kommunikationstraining beinhaltet deshalb folgende Lernbereiche:

  • Konfliktverständnis
  • Erkennen und Äußern von Gefühlen
  • Kommunikation und Gesprächsverhalten
  • Toleranz und Empathie
  • Angemessene Selbstbehauptung
  • Kooperationsvermögen

In Verbindung mit Rollenspielen und einer Vielzahl von Interaktionsspielen und -&UumL;bungen können in dem Schonraum des Trainings im Klassenverband neue Konfliktbewältigungs- und Handlungsstrategien eingeübt werden.

StreitschlichtungStreitschlichtung

Neben kommunikativen Grundqualifikationen und dem konstruktiven Umgang mit Konflikten sind auch die stärkere Verantwortung für das eigene Handeln und die Selbstwirksamkeit wesentliche Elemente des sozialen Lernens. Im Umgang mit Konflikten bietet hier die Methode der Schüler Streitschlichtung gute Möglichkeiten die Kompetenz aller Beteiligten zu fördern. Mit dem Schuljahr 2004/2005 wurden an der Erich Kästner -Schule erstmals fünf Schülerinnen und Schüler des 9.Jahrgangs von der Schulsozialarbeiterin ( hat eine Multiplikatoren Ausbildung) , ausgebildet. Durch regelmäßige Schulung und praktischen Einsatz werden sie befähigt Schlichtungsgespräche zu führen und in einer Konfliktsituation ihrer Mitschüler angemessen zu vermitteln. Wichtig ist, dass nicht die Streitschlichter die Konflikte lösen. Sie bewerten die Aussagen der Konfliktparteien nicht, sondern unterstützen die Streitenden lediglich dabei, mit geeigneten Methoden, eigene verbindliche konstruktive Lösungen zu finden. Dabei strukturieren sie den Prozess, anhand eines Leitfadens, mit festen Regeln und achten darauf, dass keine unrealistischen oder fairen Vereinbarungen getroffen werden. Die Vereinbarung wird schriftlich in einem Vertrag festgehalten und in der Folgezeit auf Einhaltung überprüft. Seit 2005 waren 34 Jugendliche als Streitschlichter tätig.

Seit 2012 ist die Streitschlichtung als ein buddy-Projekt an der Erich-Kästner-Schule in das buddy-Programm integriert. Im Oktober 2013 sind in einem zweitägigen Seminar weitere Streitschlichter der Klassen 8, 9 und 10 ausgebildet worden. Zurzeit sind 13 Streitschlichter im Einsatz. Sie haben sich in den Klassen vorgestellt und arbeiten jeweils zu zweit oder dritt in den Pausen, nach einem festen Einsatzplan. Dieser Plan hängt für alle sichtbar an der Tür des Schulsozialarbeiter-Raumes. Dort finden auch die Streitschlichtungen statt und die Schlichter treffen sich jede Woche montags in der Mittagspause. Während ihrer Tätigkeit können sie sich mit einem Ausweis legitimieren. Nach einem einheitlichen äußerlichen Erkennungsmerkmal wird noch gesucht. Die Jugendlichen erhalten für ihre Tätigkeit ein Zertifikat, das sie ihren Bewerbungsunterlagen hinzufügen können.

Im Februar 2013 erhielten die Streitschlichter für ihr besonderes Engagement an der Schule einen Förderpreis von 450 € von der Stiftung "Ohne Fleiß keinen Preis". Das Geld soll für ein gemeinsames Teamerlebnis verwendet werden.

Als weitere gewaltpräventive Angebote nach Bedarf bietet die Schulsozialarbeiterin, als ausgebildete Deeskalationstrainerin, zweitägige Deeskalationsseminare an oder ein eintägiges Teamtraining. Beides findet im Jugendzentrum statt. In Zusammenarbeit mit dem Bezirksbeamten wird eine Veranstaltung zum Thema Strafmündigkeit durchgeführt.

Medienkompetenz als GewaltpräventionMedienkompetenz als Gewaltprävention

Kinder und Jugendliche aus schwierigen, benachteiligten Lebensverhältnissen und bildungsfernen Schichten gelten in der Kriminologie als risikoanfällige Nutzergruppen durch: Gewaltspiele, Gewaltvideos auf Handys, Straftaten im Chat Angebote und Maßnahmen zur Steigerung der Medienkompetenz erreichen diese Zielgruppe oft nicht.

Jugendliche in Deutschland verbringen durchschnittlich mehr als zwei Stunden pro Tag im Internet. Den größten Teil dieser Zeit nutzen sie für die Kommunikation in Online-Netzwerken und per Instant Messenger. Im Internet ist nicht nur Raum für Austausch und Selbstdarstellung, sondern auch für Gemeinheiten und Schikane. Der Begriff Cyber-Mobbing oder Cyber-Bullying bezeichnet die Gewalt per Internet und Handy. Ein Thema, dass auch die Jugendlichen der Erich Kästner-Schule immer häufiger betrifft. Daher gibt es seit vier Jahren ein neues Präventionsangebot, den "Net-Parcours"

Im Dezember 2013 haben zum 4. Mal Schülerinnen und Schüler der Erich Kästner-Schule am Net-Parcours teilgenommen. Inzwischen konnten mit diesem Präventionsangebot die Klassen 5/6-8/9 erreicht werden. Der Parcours wird im Jugendzentrum durchgeführt in Kooperation mit dem Jugendschutz der Stadt Bad Salzuflen. Entwickelt wurde das Konzept von einer Studentin der FH Bielefeld, die auch schon an der EKS ein Praktikum absolviert hat.

Vor allem für die Kommunikation mit Freunden spielt das Internet bei den Jugendlichen eine immer größere Rolle. Soziale Netzwerke gehören heute für viele Kinder und Jugendliche zum Alltag , zu ihrer Lebenswelt. Das Internet bietet ihnen die Möglichkeit, weltweite Kontakte zu knüpfen und sich mit Freunden auszutauschen. Leider bergen diese Nutzungsarten aber auch viele Gefahren, problematische, bisweilen sogar gefährliche Kontakte kommen vor. Verbale Angriffe, sexuelle Belästigung, Cybermobbing und Übergriffe im privaten Chat gehören zu den Risiken dieser modernen Kommunikationsform. Niemand weiß genau, wer am anderen Bildschirm sitzt. So kann sich beispielsweise ein erwachsener Mann als Jugendlicher ausgeben. Nicht selten vertrauen die Jugendlichen anderen ihr Passwort an. Der Umgang mit privaten Daten ist größtenteils unreflektiert und mögliche Konsequenzen sind nicht bewusst.

Der Net-Parcours greift die Probleme auf, macht versteckte Gefahren bewusst und fordert die Teilnehmer auf, die Risiken selber zu finden und zu vermeiden. So sensibilisiert können sie die Möglichkeiten des Internets sicherer nutzen. Gleichzeitig werden ihnen Sicherheitstipps vermittelt und hilfreiche Adressen an die Hand gegeben.

Der Parcours ist in vier Stationen aufgeteilt, die die Teilnehmer in kleinen Gruppen nacheinander besuchen. Eingeplant sind 11/2-2 Zeitstunden.

An der ersten Station geht es um das Thema "Chat". Den Jugendlichen wird hier vermittelt, wie schnell es passieren kann, dass sie mit jemandem schreiben, den sie nicht kennen und der sich für jemand anderen ausgibt. Diskutiert werden dabei die Gefahren eines Blind-Dates und mögliche Sicherheitsmaßnahmen.

Die zweite Station behandelt das Thema "Network". Hier wird den Jugendlichen anhand einer Facebook-Profilseite verdeutlich, was aus ihren Angaben zu lesen ist und welche Risiken sich dahinter verbergen. Es werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie sie ihre Profile einschränken und sicherer gestalten können.

Die dritte Station beschäftigt sich mit dem Thema "Photoshop". Bearbeitete Beispielfotos machen deutlich, in wieweit veröffentlichte Fotos von anderen bearbeitet werden können. Das lebenslange Gedächtnis des Internets wird angesprochen und rechtliche Aspekte erörtert, wie das Recht am eigenen Bild.

An der vierten Station geht es um das Thema "Probleme lösen". Anhand von vorgegebenen Situationen werden Handlungsmöglichkeiten entwickelt und diskutiert.

Die Kleingruppen können, je nach Engagement, an den Stationen Punkte sammeln. Am Ende werden die Punkte ausgewertet. Es gibt eine Siegerehrung und Urkunden für jede Gruppe.

Die Rückmeldung der Jugendlichen erfolgt anhand eines Fragebogens.

Gewaltprävention in der Unterstufe

Verhaltenstraining für Schulanfänger "Ferdi"

Der Bedarf an frühzeitiger und systematischer Verhaltensförderung von Kindern ist in den letzten Jahren immer deutlicher geworden. Die Förderung der sozial-emotionalen Kompetenzen ist ein wesentlicher Aspekt bei der Gewaltprävention. Dazu kommt, dass viele Kinder beim Eintritt in die Schule den neuen Herausforderungen nicht gewachsen sind und mit ungünstigem Sozialverhalten reagieren. Das gefährdet nicht nur den Schulerfolg, sondern wirkt sich auch negativ auf das soziale Klima in der Klasse aus. Auf der Suche nach hilfreichen Maßnahmen wurde im Schuljahr 2011/2012 in der Klasse 1/2/3 erstmals ein Verhaltenstraining für Schulanfänger durchgeführt.

Das vom Zentrum für Klinische Psychologie und Rehabilitation in Bremen entwickelte Konzept soll die sozial-kognitiven und emotionalen Kompetenzen der Kinder fördern. Durch das Einüben von positivem Sozialverhalten und emotionalen Fertigkeiten soll das problematische Verhalten reduziert werden. Die Durchführung in der Klasse erfolgt durch die Schulsozialarbeiterin. Das Verhaltenstraining umfasst maximal 26 Einheiten von je 1-11/2 Stunden und ermöglicht eine systematische und nachhaltige Vertiefung relevanter Trainingsbereiche, wie soziale Wahrnehmung, Gefühle erkennen und benennen, Einfühlungsvermögen, Hilfeverhalten und Kooperation, sowie Problemlösekompetenzen in schulische Alltagssituationen. Um die Motivation zur Mitarbeit aufzubauen und einen vergleichsweise langen Zeitraum aufrecht zu erhalten, bildet eine Schatzsuche den didaktischen Rahmen. Das Leitmotiv der Schatzsuche verbindet das Anstrengungs- mit dem Belohnungsprinzip. Bei den Kindern stellt sich somit nicht nur eine Ergebniserwartung (Belohnung : Schatz) ein, sondern sie verbinden die abschließende Belohnung mit der erbrachten Leistung. Initiierend, begleitend und unterstützendwirkt dabei eine Handpuppe, das Chamäleon "Ferdi". Das Chamäleon verfügt über einige Eigenschaften, die in unterschiedlichen Trainingskomponenten inhaltlich bedeutsam werden." Ferdi" wird zum ständigen Begleiter für die Kinder und verteilt auch die Belohnungspunkte. Zur Vertiefung der Themen gibt es eine große Anzahl an Bildmaterialien. Es gibt festgelegte Gruppenregeln. Jede Einheit ist gleich aufgebaut und beginnt mit einem Ruheritual. Zur Aufmerksamkeitslenkung erfolgt ein Schatzsucherruf. Die begeisterte Mitarbeit der Kinder und ihre Reaktion auf "Ferdi" waren auch Gründe für eine erneute Durchführung des Trainings im Schuljahr 2012/2013.

Für das zweite Schulhalbjahr 2014 ist die Einführung eines neuen Programms zur Förderung der sozial-emotionalen Kompetenzen geplant "Lubo aus dem All". Auch hier gibt es die Handpuppe "Lubo", die als Leitfigur und motivierende Hilfe dient. Die Kinder bedauern, dass "Ferdi" nicht mehr kommt, sind aber gespannt auf den Besuch aus dem All.